John Donne (1572-1631)

Vordergründig geht es in der Oper "John Donne" um das Leben eines Genies (John Donne, englischer Dichter, 1572-1631) in einer Zeit der gesellschaftlichen Wandlung. Donnes Lyrik weist eine Modernität auf, die schon T.S. Eliot und Ernest Hemingway stark beeindruckte. Die Rhythmen seiner Dichtung eignen sich auch erstaunlich gut für eine moderne Vertonung. Ziel ist es, in dieser Oper die Werke John Donnes in den historischen Kontext zu stellen und zugleich die historische Situation im Elizabethanischen England durch sein Werk zu beleuchten und kommentieren. In diesem Sinne ist "John Donne" eine historische Oper.

   

Die Oper hat 3 Akte und eine Gesamtdauer von etwa 2,5 Stunden.
Der erste Akt zeigt die historische und familiäre Situation in welcher Donne aufwuchs als Sohn einer tradierten katholischen Familie im Anglikanischen England. Aufgewachsen in einer hoch-subversiven Atmosphäre wehrt er sich gegen die Einschränkungen seiner Umgebung. Der Tod seines Bruders im Kerker war das Schlüsselerlebnis, das ihm den Weg zum Gentleman ebnete.
Der zweite Akt beschäftigt sich mit den wilden Jahren als Student und Sekretär von Thomas Engerton. Die Auseinandersetzung mit den religiösen Ideologien scheint vorbei zu sein. Es folgt Liebesaffäre nach Liebesaffäre - Donne wird zum "König der Orgien" getauft. Sein subversives Lebensgefühl bleibt aber erhalten - und er provoziert unter anderem mit einem erstaunlichen Sprachrealismus in seinen erotischen Gedichten, der die traditionelle, blumige Sprache der Elisabethanischen Dichtung regelrecht untergräbt. Schließlich verliebt sich Donne ernsthaft in Ann More, die er heimlich heiratet. Er wird deswegen wieder aus der guten Gesellschaft ausgestoßen und sogar verhaftet. Sein Aufstieg scheint zu Ende zu sein.
Der dritte Akt beginnt mit seinen schwierigsten Jahren: trotz glücklicher Ehe muss er Not, den gesellschaftlichen Abstieg, den Tod vieler Kinder und innere Verzweiflung erfahren. Nach langem inneren Kampf und nach dem Tod seiner Frau wendet er sich zunehmend dem Anglikanismus zu und nach einem Angebot des Königs James I. wird er Dekan von St. Pauls in London. In seinen literarisch wertvollen Predigten behält er noch viel Kritisches und Provokatives. Er nutzt seine Lebenserfahrungen als eindringlichen Appell für die Kompromissfähigkeit und den gesellschaftlichen Frieden. Er stirbt als Gegner der Folgschaft Cromwells, dessen Revolution bald ausbrechen wird.

"Kein Mensch ist eine Insel.
Frage nie danach, für wen die Glocke läutet
- sie läutet für Dich."

"John Donne" ist nicht nur eine Oper über das Leben eines Genies, sondern sie stellt Fragen über die Auswirkungen (jeder Form von) politischer Unterdrückung, über die Grenzen der Anpassung - aber auch über die Kraft des Kompromisses und die Selbstüberwindung. In seiner Liebeslyrik brachte Donne die Frau aus dem Engelhaften auf die Erde zurück - eine tückische Art der Gleichberechtigung. Vieles aus dem widerspruchsvollen Leben Donnes dürfte uns anregen und provozieren, zumal er einen eigenartigen und intelligenten Weg gefunden hat, eine Rolle zu spielen in einer Zeit des Umbruchs.

Die Handlung der Oper ist zum Teil fiktiv, doch auf die historische Genauigkeit wurde stets geachtet. Nichtsdestotrotz sind die traditionellen Spannungsfelder der Oper (Liebe, Erotik, Kampf, Humor, Tragik) durchaus räumig plaziert. Ein konsequenter Held ist John Donne natürlich nie - seine Tugend ist es, Mensch genug zu sein um einen mittleren Weg zu finden.

   

"John Donne" hat folgende Besetzung: 2 Piccolos, 2 Flöten, 2 B Klarinetten, 1 Baßklarinette, 3 Tenorsaxophone, 2 Fagott, 1 Kontrafagott, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Tenor-Baß Posaunen, 1 Tuba, Schlagwerk (4 Percussionisten - große Trommel, 2 Tom-Toms, Rührtrommel, 3 Pauken, großer Gong, Tempelblock, 2 Standbecken, 1 Beckenpaar und Peitsche), Mandoline (Tenor-), Viola da Gamba, Harfe, Celeste, Klavier und Streicher.
Die Vokalisten bestehen aus einem großen Chor und Solisten (Johne Donne, Bariton; seine Mutter Elisabeth Heywood, Alt; Thomas Egerton, Tenor; Donnes Frau Ann More, Sopran; Henry Donne, Baß; Lucy, Mezzo-Sopran; Julia, Sopran; Henry und John Donne als Knaben, Sopran; King James I, Kontratenor; und einige Solo-Partien aus dem Chor - Gasthausbesucher, Boten, Studenten, Händler, etc.).